Dieser chinesische Begriff ist ein wahrer Alptraum für Übersetzerinnen und Übersetzer. Um es vorwegzunehmen: Er ist unübersetzbar. Ganze Bücher wurden im Versuch verfasst, ihn mit unzähligen Periphrasen zu definieren. An dieser Stelle werden wir uns damit begnügen müssen, dieses Wort mit seinen tausendundeinen Facetten und mindestens ebenso vielen Feinheiten grob zu umreissen.
guanxi basiert auf den Prinzipien des Konfuzianismus, der in China ähnlich stark wie Vertrauen und Loyalität gewichtet wird, und meint die Kunst des Zwischenmenschlichen, bei dem das implizit von allen geteilte Ziel ein gegenseitiges Interesse ist, egal ob persönlicher oder beruflicher Art. Es handelt sich sozusagen um «Networking auf chinesische Art», das auf gutem Umgang im Handel und auf das Bewahren des Gleichgewichts in sozialen Beziehungen basiert. Schliesslich kann guanxi auch das daraus resultierende Netzwerk beschreiben. Dieser Ansatz der kodifizierten und fast schon ritualisierten Beziehungspflege ist auf lang anhaltende zwischenmenschliche Beziehungen ausgerichtet und basiert auf Gegenseitigkeit: Wer mir heute hilft, darf morgen auf meine Unterstützung zählen – und umgekehrt. Ein Muss in einer Gesellschaft, wo für den Erfolg das «Wissen, wie man etwas macht» ausschlaggebender sein kann als Know-how im strikten Sinn.

– Bénédicte, Französischübersetzerin