Die Altstadt von Freiburg aus dem 12. Jahrhundert ist in die Mäander der Saane eingebettet und zeugt mit ihren zahlreichen Kirchen, mittelalterlichen Brunnen, gotischen Häuserfassaden und Brücken von einer reichen historischen und künstlerischen Vergangenheit. Während meiner Studienzeit durfte ich ihre kleinen Gassen und zahlreichen Schätze entdecken. Auf dem Turm der Kathedrale St. Nikolaus geniesst man einen atemberaubenden Ausblick auf alle Quartiere der Zähringerstadt. Je weiter hoch man ins Stadtzentrum blickt, desto moderner wird die Architektur. Um von der tiefer gelegenen Altstadt hoch ins heutige Stadtzentrum zu gelangen, nehmen die einen die vielen Treppenstufen auf sich, die anderen wählen die bequemere Alternative mit der Standseilbahn, die bis heute mit originaler Funktionsweise in Betrieb ist: Ihr Gegengewichtsmechanismus ist mit dem Abwasser der Stadt verbunden.
Freiburg liegt an der Saane und bildet die kulturelle und linguistische Grenze zwischen der Westschweiz und der Deutschschweiz. Obwohl die Stadt sich bemüht, die Zweisprachigkeit zu fördern, geht der Wechsel von einer Sprache zur anderen im Alltag nicht so leicht von der Hand. Französisch ist dabei klar dominant sowohl auf den Strassen als auch in den Geschäften.
In Freiburg wird niemandem langweilig: Zahlreiche Museen, darunter eines, das Jean Tinguely und Niki de Saint Phalle gewidmet ist, ein Konzertsaal und diverse Festivals bieten ein grosses und breit gefächertes kulturelles Angebot. Als Universitätsstadt ist Freiburg stets offen für Innovationen und lebt im Rhythmus der zahlreichen Studentinnen und Studenten, die dafür sorgen, dass die Einwohnerzahlen übers Jahr erheblichen Schwankungen unterliegen.
Jedes Jahr jedoch zum gleichen Anlass sind die Strassen «meiner» Kantonshauptstadt jeweils besonders dicht bevölkert: Während des St. Nikolaus-Fests am ersten Samstag im Dezember strömen Freiburgerinnen und Freiburger von nah und fern mit ihren Familien und Freunden in die Stadt. Sie versuchen, einen Blick auf den Schutzpatron der Stadt, der von seinen Schmutzlis und seinem Esel begleitet wird, zu erhaschen und einen der berühmten Lebkuchen zu ergattern, die von seinem Gefolge verteilt werden. Nach der Ansprache des Bischofs von Myra – wie der Sankt Nikolaus auch genannt wird –, die er vom Balkon der Kathedrale aus hält, folgt der grosse Ansturm auf die Bistros, wo ein Moitié-Moitié-Fondue in guter Gesellschaft genossen wird.